KONJUNKTUR IM BLICK/Politiker hören Geldpolitiker an - Ifo steigt
20.06.2025 / 15:26 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Zentralbanker verdanken den Politikern ihre Unabhängigkeit, und müssen den Politikern regelmäßig Bericht darüber erstatten, wie sie mit dieser Unabhängigkeit umgehen. In der vor uns liegenden Woche treten die Chefs dreier großer Zentralbanken vor die für sie zuständigen Parlamentarier, um das hinter sich zu bringen. Dabei befinden sie sich in recht unterschiedlichen Positionen - für Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), sieht es noch am komfortabelsten aus. Außerdem auf dem Wochenkalender: Inflationsdaten aus Frankreich und Spanien sowie den USA.
Lagardes Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments beginnt am Montag (15.00 Uhr). Sie wird wie üblich die aktuelle Konjunktureinschätzung der EZB und die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen erläutern. Die EZB hat ihren Leitzins zuletzt erneut um 25 Basispunkte gesenkt, nun aber die Bereitschaft zu einer Pause signalisiert. Mit 2,00 Prozent ist der Leitzins in etwas so hoch wie die Inflation. In dieser "neutralen" Position könnte die EZB verharren und abwarten, wie sich die US-Einfuhrzölle auf Inflation und Wachstum auswirken.
Am Dienstag (16.00 Uhr) beginnen zeitgleich die Anhörungen von Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England (BoE), und Fed-Chairman Jerome Powell. Die BoE hat ihren Leitzins in letzter Zeit nur einmal gesenkt, und zwar auf 4,25 Prozent. Und das mit guten Grund, denn die Inflation in Großbritannien betrug zuletzt 3,4 Prozent. Ausgelöst wurde der Anstieg zuletzt durch einige administrative Preisanhebungen, und manche BoE-Offizielle befürchten, dass dies zu höheren Lohnforderungen führen wird. Eine Lohn-Preis-Spirale wollen sie auf jeden Fall verhindern. Zugleich allerdings scheint sich die Konjunktur zuletzt abgeschwächt zu haben und das Gleiche gilt für den Arbeitsmarkt. Beides spräche für sich genommen für eine Zinssenkung.
Powell sieht sich derzeit massiven Forderungen nach Zinssenkungen gegenüber - nicht nur von Seiten des Präsidenten Donald Trump. Auch in den Kongressausschüssen geht es bisweilen rustikal zu. Manche Abgeordnete dort haben die Neigung, keine Frage zu stellen, sondern politische Statements abzugeben. Die Frage, ob er vielleicht vorfristig von seinem Amt zurücktreten werde, ist für Powell im Kongress schon fast Routine. Die Inflationsrate lag im Mai bei 2,4 Prozent und die am Preisindex der persönlichen Konsumausgaben gemessene Teuerung bei 2,1 Prozent. Allerdings erwarten praktisch alle Ökonomen, dass die von Trump eingeführten höheren Importzölle zu einem Anstieg der Inflationsrate führen werden, während sich zugleich der Arbeitsmarkt abzuschwächen beginnt.
US-PCE-Inflation steigt im Mai weiter
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Mai etwas angezogen haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent gestiegen ist und um 2,3 (April: 2,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lag. Für den Kern-PCE-Deflator (Ohne Energie und Nahrungsmittel) werden Zuwachsraten von 0,2 und 2,6 (2,5) Prozent prognostiziert.
Euroraum-Inflation weiter auf dem Rückzug
Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im Juni weiter zurückgegangen sein. Zwar veröffentlicht Eurostat erst in der Folgewoche Verbraucherpreisdaten für Juni, doch kommen bereits in der vor uns liegenden Woche Daten aus Frankreich und Spanien, die in diese Richtung weisen dürften. Analysten rechnen damit, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex in Frankreich mit einer Jahresrate von * (Mai: 0,6) Prozent gestiegen ist und in Spanien um * (2,2) Prozent. Daten für Deutschland, die allerdings erst am 30. Juni veröffentlicht werden, dürften die Erwartungen für den Euroraum noch beeinflussen.
Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im Juni
Das Geschäftsklima in Deutschland dürfte sich im Juni aufgehellt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen damit, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex auf 88,0 (Mai: 87,5) Punkte gestiegen ist. Es wäre der fünfte Anstieg in Folge. Die gerade veröffentlichten harten Konjunkturdaten für April deuten darauf hin, dass das zweite Quartal weniger positiv verlaufen dürfte als das erste, für das ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent gemeldet wurde. Das stünde im Einklang mit der Einschätzung, dass das erste Jahresviertel von Vorzieheffekten wegen der zu befürchtenden US-Einfuhrzölle geprägt war, während es im zweiten Quartal zu einer Gegenbewegung kommen könnte.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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