Bank of Japan erhöht Zinsen auf höchstes Niveau seit drei Jahrzehnten

19.12.2025 / 06:51 Uhr

Von Megumi Fujikawa

DOW JONES--Die Bank of Japan (BoJ) hat die Zinsen auf ein seit drei Jahrzehnten nicht gesehenes Niveau erhöht. Die Zentralbank hob am Freitag ihren Tagesgeldsatz von 0,50 auf 0,75 Prozent an. Die Straffung der Geldpolitik spiegelt das wachsende Vertrauen der Geldpolitiker in Japan wider, dass Lohnwachstum und Inflation synchron verlaufen.

Mit der ersten Zinserhöhung seit Januar erreichen die Kreditkosten ihren höchsten Stand seit 1995. In der Erklärung der Zentralbank heißt es, es werde weitere Zinserhöhungen geben, wenn sich die Wirtschaft und die Preise entsprechend ihren Prognosen entwickelten.

Nach der Ankündigung schwächte sich die japanische Währung Yen kurzzeitig auf rund 156,15 gegenüber dem Dollar ab, während die Rendite der 10-jährigen japanischen Staatsanleihen zum ersten Mal seit 19 Jahren 2 Prozent erreichte. Die Märkte hatten eine Zinserhöhung bereits vor der Entscheidung eingepreist, nachdem Gouverneur Kazuo Ueda Anfang Dezember einen möglichen Schritt für die letzte Sitzung der BoJ in diesem Jahr angedeutet hatte.

Die anhaltende Inflation und klarere Handelsaussichten ebneten den Weg für die Notenbank, der entscheidende Auslöser für die Zinserhöhung war aber das Lohnwachstum. Die Entscheidungsträger fanden die benötigte Rechtfertigung in einem aktuellen Bericht der Zentralbank. Aus diesem geht hervor, dass viele Unternehmen planen, die Lohnerhöhungen im Jahr 2026 fortzusetzen.

Bis vor kurzem hielten viele Ökonomen und Investoren die Hürde, die für eine Zinserhöhung der BoJ zu nehmen wäre, für hoch, da Premierministerin Sanae Takaichi als Befürworterin einer expansiveren Wirtschaftspolitik gilt. Die Schwäche des Yen hat jedoch das Risiko erhöht, dass die Inflation so stark steigen könnte, dass sowohl die Regierung als auch die BoJ unruhig werden.

Die Regierung Takaichi hat die Linderung der steigenden Lebenshaltungskosten zu einem Kernpunkt ihres Regierungsprogramms gemacht. Mit einem umfangreichen Konjunkturpaket soll den privaten Haushalten geholfen werden. Die Notenbanker der BoJ sind überdies zunehmend besorgt, dass die Verbraucherpreise, insbesondere für Lebensmittel, so stark steigen, dass sie die Verbrauchernachfrage dämpfen. Die Zentralbank möchte, dass die Inflation eher durch die Nachfrage als durch angebotsseitige Faktoren angetrieben wird. Laut den am Berichtstag veröffentlichten Regierungsdaten lag die Verbraucherpreisinflation im November weiter bei 3 Prozent.

Eine zentrale Frage ist die Höhe des neutralen Zinssatzes in Japan, also das Niveau, das das Wachstum weder stimuliert noch hemmt, sowie der Endzins, bei dem die BoJ ihre Zinserhöhungen einstellen würde.

Vertreter der Notenbank haben erklärt, dass es schwierig sei, den neutralen Zinssatz zu schätzen. Wie auch immer sie sich letztlich entscheiden, ihre Entscheidung wird Auswirkungen auf die globalen Märkte haben, die sich in jüngster Zeit als sehr empfindlich gegenüber der Zinsdebatte in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt erwiesen haben. Dennoch bleiben die inflationsbereinigten Zinssätze in Japan auch nach der Entscheidung vom Freitag niedrig, wie die Bank in einer Stellungnahme erklärte. Damit bleibt der Weg für weitere Zinserhöhungen offen, wie hoch, wird dabei debattiert.

Die BoJ hat erklärt, dass der neutrale Zinssatz wahrscheinlich zwischen 1,0 und 2,5 Prozent liegt. Je näher die Notenbank dem neutralen Zinssatz kommt, desto schwieriger wird es für sie, der Regierung zu vermitteln, dass Zinserhöhungen eine Reduzierung der geldpolitischen Stimuli darstellen und der Wirtschaft nicht schaden, sagte Takahide Kiuchi, ehemaliges BoJ-Mitglied und jetzt beim Nomura Research Institute tätig.

"Angesichts der Schwierigkeit, den neutralen Zinssatz genau zu messen, könnte die Regierung weitere Zinserhöhungen vehement ablehnen, da sie negative wirtschaftliche Auswirkungen befürchtet", meint Kiuchi.

Kontakt zur Autorin: konjunktur.de@dowjones.com

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