MÄRKTE EUROPA/Kapital fließt zurück in die USA - und nach Spanien

13.05.2025 / 15:51 Uhr

DOW JONES--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Dienstagnachmittag weiterhin wenig verändert. Die Deeskalation im Zollstreit zwischen den USA und China führt dazu, dass Kapital von Europa an die US-Börsen zurückfließt. Deshalb kann Europa den sehr starken US-Vorlagen vom Montag nicht folgen. Bereits am Vortag hatte der europäische Markt deutlich unter den Tageshochs geschlossen, auch der DAX, der im frühen Handel noch auf neue Rekorde geklettert war. Aktuell legt der deutsche Leitindex um 0,2 Prozent zu auf 23.611 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zieht ebenfalls um 0,2 Prozent auf 5.403 Punkte an.

Neue US-Inflationsdaten sind einen Tick besser ausgefallen als erwartet. "Immerhin reduzieren sie die Angst, die Zölle führten bereits zu deutlich steigender Inflation", so ein Marktteilnehmer. Die US-Renditen sinken allerdings nur geringfügig, auch der Euro verändert sich nur wenig. "Möglicherweise treiben die Zölle die Inflation erst verzögert in den kommenden Monaten", so der Marktteilnehmer.

Angeführt wird die Gewinnerseite in Europa von der spanischen Börse: Der IBEX in Madrid steigt um 1,1 Prozent und hat mit 13.800 den höchsten Stand seit der Finanzkrise markiert. Bis zum Allzeithoch aus 2007 fehlen ihm noch etwa 15 Prozent. "Möglicherweise ist das ein Grund für die Käufe, dass noch Luft bis zum Allzeithoch ist", so ein Marktteilnehmer. Der Anstieg sei auch am Dienstag marktbreit, nur drei Mitglieder des Leitindex liegen im Minus.

Nachdem die Strategen bei Goldman Sachs ihre Wachstumsprognosen für die USA zunächst nach Einführung der US-Zölle drastisch gesenkt hatten, nahmen sie diese am Vortag wieder nach oben - eine Rezession in den USA ist damit laut den Experten vom Tisch. Darunter leiden die zuletzt zeitweise stark gefragt zinsabhängigen oder defensiven Werte. Der europäische Stoxx-Index der Immobilienwerte gibt um 0,8 Prozent nach, im DAX verlieren Vonovia 3,2 Prozent. Auch der Index der Nahrungsmittel- und Getränkeaktien liegt im Minus. Weiter gesucht sind dagegen die Autotitel, deren Index 1,3 Prozent gewinnt. Hier ziehen VW um 2,4 Prozent an.

Zu den Favoriten in Europa zählen auch die Titel aus dem Bereich Windenergie. Vestas springen um knapp 10 Prozent nach oben, Nordex gewinnen 2,4 Prozent. Dabei treibt die Aussicht auf bessere Steuergutschriften in den USA die Kurse, aber auch die Aussicht auf das Vermeiden einer US-Rezession wegen der Zollpause und damit einen steigenden Energie- und Investitonsbedarf.

Die Erwartungskomponente im deutschen ZEW-Konjunkturindex hat am Vormittag positiv überrascht, sie ist noch stärker gestiegen als erwartet.

Rückversicherer mit Kalifornien-Bränden unter Druck

Dazu stehen noch viele Quartalszahlen im Blick. Munich Re hat im ersten Quartal wegen der Schäden aus den Waldbränden in Kalifornien einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet. Der Gewinn nach Steuern fiel um 48 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro, was den Analystenerwartungen im Konsens von Visible Alpha entsprach. Die Waldbrände in und um Los Angeles im Januar kosten den Konzern laut einer aktualisierten Schätzung 1,1 Milliarden Euro. In einer ersten Einschätzung war der Konzern aber von 1,2 Milliarden Euro ausgegangen. Der Rückversicherer bestätigte den Ausblick für das Gesamtjahr. Die Aktie verliert 3,9 Prozent.

Auch dem Wettbewerber Hannover Rück (-3,7%) hat die Schadensbelastung aus den Waldbränden in Kalifornien im ersten Quartal einen Gewinnrückgang beschert. Das Ergebnis fällt aber besser aus als erwartet. An seinem Ausblick für das Gesamtjahr hält der DAX-Konzern fest.

Bayer legen dagegen um 3,5 Prozent zu und stellen damit den Gewinner im DAX. "Die Zahlen waren endlich mal eine positive Überraschung", kommentiert ein Händler. Der Pharmabereich habe sich besser als befürchtet entwickelt, daher seien die Konsensprognosen gut übertroffen worden. Da die Aktie lange nur unter dem Aspekt der Belastungen durch Glyphosat-Klagen gehandelt worden sei, dürfte dies das Augenmerk wieder mehr auf das positive Pharma-Geschäft richten. Der bestätigte Jahresausblick sorge zudem für Zuversicht.

Unter Erwartung liegen die Geschäftszahlen von Fraport (-4,3%), heißt es im Handel. Vor allem das EBITDA im ersten Quartal habe die Konsensprognosen verfehlt. LEG Immobilien (-3,3%) hat im ersten Quartal dank moderater Steigerungen bei den Mieteinnahmen und sich weiter stabilisierender Bewertungen des Immobilienportfolios den Gewinn sowohl operativ als auch unter dem Strich gesteigert. Für die Ziele im Gesamtjahr sieht sich das Düsseldorfer Immobilienunternehmen im Plan. Morgan Stanley sieht jedoch günstigere Chance-Risiko-Verhältnisse an anderer Stelle im Sektor.

Jenoptik (-1,6%) hat im ersten Quartal vor allem wegen einer schwächeren Nachfrage aus der Halbleiterbranche sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn schlechter abgeschnitten als im Vorjahr. Zudem blieb das im TecDAX notierte Unternehmen hinter den Analystenschätzungen zurück.

Verbio notieren nach ihren Zahlen 7,8 Prozent tiefer. Das fiskalisch dritte Quartal wies einen Umsatzrückgang auf. Im Ausblick auf das Gesamtjahr wird Verbio daher etwas pessimistischer. Die technischen Probleme ihrer US-Anlagen in Nevada sollen allerdings bis Sommer gelöst sein.

=== 
Aktienindex                zuletzt       +/- %     absolut   +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50             5.402,54       +0,2%       10,18      +10,1% 
Stoxx-50                  4.506,05       -0,2%      -11,21       +4,8% 
DAX                      23.611,04       +0,2%       44,50      +18,4% 
MDAX                     29.726,77       -0,2%      -58,95      +16,4% 
TecDAX                    3.801,75       +0,1%        5,05      +11,1% 
SDAX                     16.639,29       -0,1%       -9,36      +21,4% 
CAC                       7.864,68       +0,2%       14,58       +6,4% 
 
DEVISEN                    zuletzt       +/- %        0:00   Di, 08:28   % YTD 
EUR/USD                     1,1144       +0,5%      1,1091      1,1103   +7,2% 
EUR/JPY                     164,68       +0,1%      164,56      164,27   +1,0% 
EUR/CHF                     0,9374       -0,1%      0,9380      0,9371   +0,4% 
EUR/GBP                     0,8418       -0,0%      0,8419      0,8417   +1,8% 
USD/JPY                     147,77       -0,4%      148,39      147,95   -5,7% 
GBP/USD                     1,3239       +0,5%      1,3172      1,3192   +5,2% 
USD/CNY                     7,1919       -0,1%      7,1967      7,1861   -0,2% 
USD/CNH                     7,1963       -0,0%      7,1976      7,1871   -1,8% 
AUS/USD                     0,6431       +0,9%      0,6371      0,6406   +2,9% 
Bitcoin/USD             103.719,45       +1,1%  102.553,45  102.365,70  +10,0% 
 
ROHÖL                      zuletzt  VT-Schluss       +/- %     +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                    62,56       62,12       +0,7%        0,44  -13,9% 
Brent/ICE                    65,50       64,99       +0,8%        0,51  -13,2% 
 
METALLE                    zuletzt      Vortag       +/- %     +/- USD   % YTD 
Gold                       3234,40     3235,33       -0,0%       -0,93  +23,4% 
Silber                       29,29       29,39       -0,3%       -0,10   +5,2% 
Platin                      889,11      883,13       +0,7%        5,98   +0,9% 
Kupfer                        4,61        4,58       +0,7%        0,03  +13,6% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
(Angaben ohne Gewaehr) 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

May 13, 2025 09:50 ET (13:50 GMT)

zur Übersicht mit allen Meldungen

ein Service von
DOW JONES

Copyright © 2025 Tradegate Exchange GmbH
Bitte beachten Sie das Regelwerk

DAX®, MDAX®, TecDAX® und SDAX® sind eingetragene Markenzeichen der ISS STOXX Index GmbH
EURO STOXX®-Werte bezeichnet Werte der Marke „EURO STOXX“ der STOXX Limited und/oder ihrer Lizenzgeber
TRADEGATE® ist eine eingetragene Marke der Tradegate AG

Kurse in EUR; Fremdwährungsanleihen in der jeweiligen Währung
Zeitangaben in CEST (UTC+2)