Vergeltungssteuer in Trumps Steuergesetz beunruhigt Investoren

02.06.2025 / 07:57 Uhr

Von Richard Rubin, Chelsey Dulaney und Jack Pitcher

DOW JONES--Eine Vergeltungsmaßnahme gegen ausländische Regierungen, die in einem Steuergesetz von US-Präsident Donald Trump enthalten ist, macht Investoren nervös. Die vorgeschlagene Änderung würde den USA die Befugnis geben, neue Steuern von bis zu 20 Prozent auf Ausländer mit US-Investitionen zu erheben, was Regierungen, Einzelpersonen und Unternehmen mit US-Niederlassungen treffen würde. Sie wird als "Rachesteuer" ("revenge tax") bezeichnet, da sie speziell dafür konzipiert ist, nur gegen Länder angewendet zu werden, denen eine unfaire oder diskriminierende Behandlung von US-Unternehmen vorgeworfen wird.

Ähnlich wie Trumps Zölle würde sie die Spannungen zwischen den USA und anderen Ländern verschärfen. "Wir sehen diese Gesetzgebung als einen Rahmen, der es der US-Regierung ermöglicht, einen Handelskrieg in einen Kapitalkrieg zu verwandeln", sagte George Saravelos, Analyst der Deutschen Bank.

Bestimmung könnte Dollar schwächen

Die Bestimmung könnte die Nachfrage nach einigen US-Vermögenswerten verringern und den Dollar belasten, zu einer Zeit, in der Trumps Handelskrieg und das Haushaltsdefizit des Landes bereits einige Investoren dazu veranlasst haben, ihr US-Engagement zu überdenken. Analysten von Barclays schrieben in einem Kommentar, europäische Investoren hätten in den vergangenen fünf Jahren US-Aktien im Wert von rund 200 Milliarden US-Dollar gekauft.

Die neue Bestimmung, die zum Steuerparagrafen Section 899 werden würde, würde auf einige passive Investitionseinkünfte wie Dividenden und Zinsen erhoben. Sie könnte auch auf Gewinne ausländischer Unternehmen mit US-Niederlassungen erhoben werden, die Geld an ihre Muttergesellschaften zurückführen. Analysten und Ökonomen versuchen immer noch zu entschlüsseln, wie genau der Vorschlag funktionieren würde. Die Steuer soll aber zusätzliche Belastungen für ausländische Investitionen in Staatsanleihen vermeiden.

Steuer könnte bis zu 20 Prozent betragen

Eine Fußnote in einem Bericht eines Kongressausschusses besagt, dass die Steuer nicht für "Portfoliozinsen" ("portfolio interest") gelten würde, die bereits von der Steuer befreit sind. Diese Kategorie umfasst Zinsen auf Staatsanleihen, die an Ausländer gezahlt werden, sowie andere öffentlich gehandelte Schuldtitel. Die zusätzlichen Steuern würden bei 5 Prozent beginnen und könnten zusätzlich zu bestehenden Steuern bis auf 20 Prozent steigen. Der Gesetzentwurf legt Standards dafür fest, was als unfaire ausländische Steuer gilt, die eine Vergeltung verdient, und das Finanzministerium würde eine Liste von Ländern veröffentlichen und aktualisieren.

Zu den Ländern, die der Steuer unterliegen könnten, gehören jene, die Digitalsteuern auf Technologieunternehmen erheben, wie einige Mitglieder der Europäischen Union (EU) und Großbritannien. Sowohl die Trump- als auch die Biden-Regierung haben diese Steuern als unfaire Benachteiligung von US-Unternehmen kritisiert, die die Technologiebranche dominieren. Die Bestimmung könnte auch für Länder gelten, die bestimmte Steuern im Rahmen des von der Biden-Regierung ausgehandelten Abkommens über eine globale Mindestkörperschaftsteuer erheben.

Das Investment Company Institute (ICI), ein Branchenverband der Fondsverwaltungsindustrie, warnte vor unbeabsichtigten Folgen der Steuer. "Es ist völlig verständlich und richtig, dass der Kongress Gesetze erlässt, die US-Geschäftsinteressen im Ausland schützen. Section 899 ist jedoch derzeit so formuliert, dass er ausländische Investitionen in den USA einschränken könnte - ein wichtiger Wachstumstreiber für die amerikanischen Kapitalmärkte, der letztendlich amerikanischen Familien zugutekommt", sagte ein ICI-Sprecher am Freitag.

Der Gesetzentwurf würde auch die Base Erosion and Anti-Abuse Tax (BEAT) erweitern. Diese im Steuergesetz von 2017 geschaffene Abgabe ist eine Mindeststeuer für Unternehmen, die verhindern soll, dass Unternehmen Gewinne aus den USA verlagern. Die BEAT trifft tendenziell Unternehmen in ausländischem Besitz mit US-Tochtergesellschaften. Die neue "SuperBEAT" würde den Anwendungsbereich und den Steuersatz für viele Unternehmen ausweiten.

Investitionen in USA könnten unattraktiver werden

Jonathan Samford, CEO der Global Business Alliance, einem Handelsverband, der US-Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen vertritt, sagte ebenfalls, die Steuererhöhung würde Unternehmen bestrafen, die sich entschieden hätten, in den USA zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. "Dies konterkariert direkt die Investitionsagenda von Präsident Trump", sagte er.

Die Republikaner im Kongress entwickeln den Plan seit mehreren Jahren als Vergeltung für die Steuern anderer Länder. Er könnte Einnahmen generieren - oder andere Länder unter Druck setzen, ihre Steuersysteme zu ändern. Insgesamt würde die Steuer über ein Jahrzehnt 116 Milliarden US-Dollar einbringen, so das parteiübergreifende Joint Committee on Taxation des Kongresses. Das würde helfen, einige der Steuersenkungsbestimmungen des Gesetzes zu finanzieren. Die Bestimmung würde jedoch ab 2033 im Vergleich zum Nichtstun die Einnahmen schmälern, so das Komitee.

Die Bestimmung ist nur ein Teil des mehr als 1.000-seitigen Gesetzentwurfs, der diesen Monat das Repräsentantenhaus passiert hat. Die Gesetzgebung muss noch durch den Senat, und der Druck von Unternehmen mit Investitionen in den Bundesstaaten der Gesetzgeber könnte wichtig werden.

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