EZB: Konsumenten sehen Zölle überwiegend als inflationstreibend an
22.09.2025 / 10:01 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Konsumenten im Euroraum betrachten die jüngsten Handelsspannungen und Zollankündigungen als inflationstreibend. Wie Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Bericht schreiben, war laut einer im Juni angestellten Umfrage ein Nettosaldo von 40 Prozent der Konsumenten der Meinung, dass diese Faktoren inflationstreibend sind. In offizielle Verlautbarungen spricht die EZB davon, dass der Inflationsausblick ungewöhnlich unsicher sei. Einige Offizielle haben aber geäußert, dass die Zölle für den Euroraum tendenziell disinflationär wirken könnten. Allerdings berücksichtigte die Umfrage noch die Möglichkeit von EU-Vergeltungszöllen, die derzeit als unwahrscheinlich gelten.
Die Inflationserwartungen spielen in der geldpolitischen Strategie der EZB eine wichtige Rolle, weil sie über das Lohn- und Preissetzungsverhalten zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden können. Die Meinungen im EZB-Rat darüber, ob die Inflationsrisiken derzeit eher auf- oder abwärtsgerichtet sind, gehen derzeit ziemlich auseinander. Während EZB-Direktorin Isabel Schnabel vor Aufwärtsrisiken warnt, sieht EZB-Vizepräsident Luis de Guindos ausgeglichene Risiken und der Portugiese Mario Centeno abwärts gerichtete.
Laut EZB-Bericht rechneten die oben genannten netto 40 Prozent Konsumenten im Juni mit einer höheren Inflation als noch in der Januar-Umfrage. Ihre Erwartung für den Anstieg der Verbraucherpreise für die kommenden zwölf Monate erhöhte sich um 0,20 Prozentpunkte, um 0,12 Prozentpunkte für die nächsten drei Jahre und um 0,06 Prozentpunkte für die nächsten fünf Jahre. "Der leichte Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen bei den Teilnehmern, die Zölle als inflationär betrachten, deutet darauf hin, dass der wahrgenommene Einfluss der Zölle auf die Inflation nicht nur vorübergehender Natur sein könnte", urteilen die Ökonomen.
Der Umfrage zufolge rechneten zudem netto 13 Prozent der Befragten mit negativen Auswirkungen der Zölle auf ihre Finanzlage und 24 Prozent mit einem niedrigeren Wirtschaftswachstum.
Die Frage der EZB hatte gelautet: "Seit seinem Amtsantritt im Januar hat der US-Präsident die mögliche Verhängung von Zöllen angekündigt, und als Reaktion darauf haben mehrere Länder (einschließlich der Europäischen Union) Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Unter der Annahme, dass solche Zölle in Kraft sind, wie werden sie sich Ihrer Meinung nach (wenn überhaupt) in den nächsten zwölf Monaten auf die folgenden Punkte auswirken?"
Die mittleren gewichteten Nettoprozentsätze wurden durch folgende Gewichtung der Antworten berechnet: "Stark steigen" (+1), "Etwas steigen" (+0,5), "Etwas sinken" (-0,5), "Stark sinken" (-1).
Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com
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