EZB/Nagel: Euro-Bewertung insgesamt nicht besorgniserregend
22.09.2025 / 18:11 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel ist nach eigener Aussage nicht über die jüngste Aufwertung des Euro besorgt. In einer Veranstaltung des Managerkreises Rhein-Main der Friedrich-Ebert-Stiftung sagte Nagel, zwar habe die preisliche Wettbewerbsfähigkeit gelitten, aber nicht so stark, wie ein Blick auf den Wechselkurs zum US-Dollar nahe lege. Nagel warnte außerdem davor, eine unkontrollierte Ausbreitung der auf Dollar basierenden Stablecoins zuzulassen, und forderte zugleich, an den Euro gekoppelte Stablecoins zu ermöglichen.
"Eine bloße Betrachtung der Kursgewinne des Euro gegenüber dem US-Dollar überzeichnet ..., wie stark die hiesige Exportwirtschaft belastet wird", sagte Nagel laut veröffentlichtem Redetext. Zwar habe der Euro gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn um 12,5 Prozent aufgewertet, aber gegenüber einem Kreis von 18 Partnerwährungen nur um 5,5 Prozent und gegenüber 41 Partnerwährungen um 6,2 Prozent.
"Allerdings hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit sowohl Deutschlands als auch des Euroraums revidierten Daten zufolge in den vergangenen Jahren verschlechtert", räumte der Bundesbankpräsident ein. Die jüngste Euro-Aufwertung habe dazu beigetragen, dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und des Euroraums nicht mehr günstig, sondern nur noch neutral sei. "Insgesamt bereitet mir das aktuelle Bewertungsniveau des Euro keine Sorgen", sagte Nagel.
Er äußerte sich außerdem zur Zukunft von Euro und Dollar. "Dass der US-Dollar als Weltleitwährung abgelöst wird, ist ... weder in Sicht noch wünschenswert", sagte Nagel. Dennoch gebe es Tendenzen zu einer stärkeren Diversifizierung bei den Währungsreserven. Insofern sei die Frage nach einer größeren globalen Bedeutung des Euro durchaus berechtigt. "Meines Erachtens wäre eine stärkere internationale Rolle unserer Gemeinschaftswährung erstrebenswert."
Europäisches digitales Zentralbankgeld könnte die internationale Rolle des Euro unterstützen. Für die Arbeiten des Eurosystems wäre es wichtig, dass die Verantwortlichen in Brüssel möglichst zügig die nötige Gesetzgebung verabschiedeten. "Aus heutiger Sicht ließe sich der digitale Euro wohl nicht vor 2028 implementieren", sagte er.
Zu Stablecoins sagte Nagel unter Verweis auf die Markets in Crypto-Assets Regulation (Mica) "Solche Kryptowerte sollten sich nicht unkontrolliert ausbreiten. In Europa wurde durch die Mica-Verordnung ein Regulierungsrahmen für Kryptowerte inklusive Stablecoins geschaffen. Bei Bedarf gilt es, die regulatorischen Leitplanken nachzubessern." Er verwies andererseits auf Chancen, die sich durch Stablecoins böten. "Im Ganzen sollten die Rahmenbedingungen innovationsfreundlich bleiben?-?nicht zuletzt mit Blick auf an den Euro gekoppelte Stablecoins europäischer Emittenten", sagte er.
Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com
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