Bundesbank: Stagnation der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal
22.05.2025 / 12:00 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die deutsche Wirtschaft dürfte nach Einschätzung der Bundesbank im zweiten Quartal stagnieren. Wie sie in ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt, gibt es weiterhin eine Menge Belastungen, zu denen nun die verschärften Zollpolitik der US-Regierung komme. Die Bundesbank hält zudem erste Rückpralleffekte nach den Vorzieheffekten im ersten Quartal möglich und will nicht ausschließen, dass die Inflation in Deutschland unter 2 Prozent fällt. "Vielfältige Belastungsfaktoren bestehen fort, und mit der verschärfte Zollpolitik der US-Regierung kommt zusätzlicher Gegenwind hinzu. Dieser trifft insbesondere die Exportwirtschaft, die ohnehin mit einer schwierigen Wettbewerbsposition und schwacher Nachfrage zu kämpfen hat", heißt es in dem Bericht.
Diese treffe insbesondere die Exportwirtschaft, die ohnehin mit einer schwierigen Wettbewerbsposition und schwacher Nachfrage zu kämpfen habe. Die Auslandsnachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen befinde sich nach wie vor auf schwachem Niveau.
Rückpralleffekte schon im zweiten Quartal möglich
"Die Handelspolitik der US-Regierung belastet den Exportausblick nicht nur durch die verhängten oder angedrohten Zölle, sondern auch durch die mit den Finanzmarktreaktionen einhergegangene kräftige Aufwertung des Euro", heißt es weiter. Kurzfristig könnten zwar drohende noch höhere Zölle weitere Vorzieheffekte zur Folge haben. Grundsätzlich führten vorgezogene Produktion oder Exporte jedoch früher oder später zu einem entsprechenden Rückpralleffekt. "Solche Belastungen könnten durchaus schon im laufenden Quartal auftreten", kalkuliert die Bundesbank.
Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal ist nach ihrer Einschätzung breit abgestützt gewesen und kam sowohl von Exporten, Privatkonsum und Ausrüstungsinvestitionen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal um 0,2 Prozent. Detaillierte Daten veröffentlicht Destatis am Freitag um 8.00 Uhr.
"Die Produktion sowohl in der Industrie als auch im Bau legte im ersten Quartal zu. Zu dem Anstieg der Industrieproduktion dürften neben einer insgesamt etwas verbesserten Auftragslage auch Vorzieheffekte aufgrund der angekündigten Anhebungen von Zöllen seitens der US-Regierung beigetragen haben", heißt es in dem Bericht.
Anstieg von Exporten, Privatkonsum und Ausrüstungsinvestitionen im ersten Quartal
Die Warenexporte legten laut Bundesbank aufgrund dieser Effekte ebenfalls deutlich zu, und auch die privaten Konsumausgaben trugen zum Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität bei. "Sie profitierten noch von den im vergangenen Jahr kräftig gestiegenen Löhnen", urteilt die Bundesbank. Sowohl die höhere Produktion in der Industrie als auch der gestiegene private Konsum dürften die Dienstleister gestützt haben. "Trotz des Gegenwinds durch eine hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit und eine niedrige Kapazitätsauslastung in der Industrie sind die Ausrüstungsinvestitionen wohl gestiegen", heißt es weiter.
Der Inflationsausblick ist nach Aussage der Bundesbank aktuell besonders unsicher. "Aus gegenwärtiger Sicht dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten um 2? Prozent schwanken", schreibt sie. Sie erwartet, dass die immer noch kräftige Verteuerung der Dienstleistungen allmählich nachlassen wird. Darüber hinaus dürften die gesunkenen Energiepreise die Inflationsrate dämpfen.
"Von den im Koalitionsvertrag angekündigten staatlichen Maßnahmen mit direkter Preiswirkung geht weiterer Abwärtsdruck auf die Energiepreise aus (zum Beispiel Senkung der Stromsteuer und Netzentgelte)", befindet sie. Allerdings sei noch unklar, wann die Maßnahmen umgesetzt werden. Dann aber könnte die Inflationsrate in Deutschland für eine Weile unter 2? Prozent fallen.
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