"Falken" und "Tauben" im EZB-Rat uneins über weitere Zinssenkung
27.11.2025 / 14:20 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die geldpolitischen "Falken" und "Tauben" im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sind während der Beratungen am 29./30. Oktober uneins über die Angemessenheit einer weiteren Zinssenkung gewesen. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht, äußerten die "Falken", dass der Zinssenkungszyklus zu Ende sei. Der derzeit günstige Ausblick werde wahrscheinlich Bestand haben, sofern sich keine Risiken materialisierten. Ein besonnenes Vorgehen könne die Chancen erhöhen, "in einer guten Position zu bleiben".
Dagegen argumentierten die Tauben, dass es wichtig sei, hinsichtlich der möglichen Notwendigkeit einer weiteren Zinssenkung völlig unvoreingenommen zu bleiben. Ein solcher Schritt sei wahrscheinlich gerechtfertigt, wenn die Wahrscheinlichkeit oder die Intensität von Abwärtsrisiken zunehme oder wenn die prognostizierte Unterschreitung des Inflationsziels anhalte. Dieser Ansicht zufolge sollte die Hürde für geldpolitische Maßnahmen nicht als höher als normal angesehen werden.
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane machte in seinem Vortag deutlich, dass Veränderungen bei der Risikobalance den Ausschlag für oder gegen eine Zinssenkung geben könnten. Neben der Entwicklung des grundlegenden Inflationsausblicks wären auch Verschiebungen in der Risikoverteilung für die Zinsentscheidungen des EZB-Rats von Bedeutung, sagte er und führte aus: Eine Zunahme der Wahrscheinlichkeit oder Intensität von Abwärtsrisiken würde das Argument stärken, dass ein etwas niedrigerer Leitzins das mittelfristige Inflationsziel besser schützen könnte. Alternativ würde eine Zunahme der Wahrscheinlichkeit oder Intensität von Aufwärtsrisiken kurzfristig für eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinses sprechen.
Der EZB-Rat hatte am 30. Oktober beschlossen, den Leitzins unverändert bei 2,00 Prozent belassen. Die nächste Zinsentscheidung steht am 18. Dezember an. Analysten erwarten überwiegend, dass die EZB den Einlagensatz bei 2,00 Prozent belassen wird. Sie halten den Lockerungszyklus für beendet. Zusammen mit der Zinsentscheidung veröffentlicht die EZB an diesem Tag auch neue Inflationsprognosen, darunter erstmals eine für 2028. Bisher prognostizieren die EZB-Volkswirte für 2026 und 2027 Inflationsraten von knapp unter 2 Prozent.
Lane hatte am Mittwoch gesagt, dass die EZB die Inflationsrate ohne Energiepreise bei 2 Prozent sehen wolle. Solange das nicht passiere, sei fraglich, ob das Inflationsziel von 2 Prozent wirklich nachhaltig erreicht sei. Im Oktober hatten die Inflationsrate bei 2,1 Prozent gelegen und die Kerninflationsrate bei 2,4 Prozent.
Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com
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