Berenberg: EZB lässt Zinsen vorerst bei 2,00 Prozent
24.06.2025 / 15:28 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen nach Einschätzung von Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding auf dem aktuellen Niveau von 2,00 Prozent lassen, wenn es bei einem durchschnittlichen US-Einfuhrzoll von 14 Prozent bleibt. "Unser Call ist: Die EZB ist fertig, sie bleibt bei 2 Prozent", sagte er bei der Vorlage aktueller Wachstums- und Inflationsprognosen.
Schmieding rechnet damit, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2025, 2026 und 2027 um 0,3, 1,2 und 1,4 Prozent steigen und die Euroraum-Inflation bei 2,0, 1,8 und 2,2 Prozent liegen wird. "Sollte der Zollstreit jedoch eskalieren, wird die EZB ihre Zinsen im September noch mal senken, und wenn auch später keine Einigung gefunden wird, dann erneut", sagte Schmieding. Er nimmt an, dass die EU keine Gegenzölle erlassen wird, die die Inflation im Euroraum zusätzlich antreiben würden.
Allerdings rechnet der Berenberg-Chefvolkswirt damit, dass die Arbeitskräfteknappheit mittelfristig zu einer Lohninflation von 4 Prozent führen wird, was die Verbraucherpreisinflation im Verlauf des Jahres 2027 in Richtung 2,5 Prozent steigen lassen würde. "Mittelfristig wird die EZB deshalb bei einem Leitzins von 3 Prozent landen", prognostiziert Schmieding. Das Euroraum-BIP wird seiner Prognose zufolge um 1,0, 1,3 und 1,5 Prozent steigen.
Mehr Wachstum - nämlich drei Mal 1,6 Prozent - traut der Ökonom den USA zu. Angesichts von Inflationsprognosen von 3,0, 2,8 und 2,6 Prozent rechnet er nicht damit, dass die Fed ihre Leitzinsen noch weiter senken kann. "Ab dem Spätsommer wird sich der neue Zustand - höhere Zölle - in den US-Inflationszahlen zeigen", sagte er. Die Teuerungsraten werden seiner Einschätzung nach um 0,4 bis 0,5 Prozentpunkte steigen.
Schmieding rechnet angesichts der Haushaltspolitik der Regierung damit, dass es eine US-Finanzkrise geben wird, in der die Rendite zehnjähriger Treasuries in der Spitze auf 7 Prozent und der Euro zum Dollar auf 1,40 Dollar steigen könnte. "Es wird aber fünf bis sieben Jahre dauern, ehe es so weit ist", glaubt er. "Sollte es einen Kandidaten (für die Powell-Nachfolge) geben, der eine Direktleitung ins Weiße Haus hat, wären wir schnell mal bei 5 Prozent", meint Schmieding. Da hätte er dann gleich eine Lektion gelernt.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/brb
(END) Dow Jones Newswires
June 24, 2025 09:27 ET (13:27 GMT)
Bitte beachten Sie das Regelwerk
DAX®, MDAX®, TecDAX® und SDAX® sind eingetragene Markenzeichen der ISS STOXX Index GmbH
EURO STOXX®-Werte bezeichnet Werte der Marke „EURO STOXX“ der STOXX Limited und/oder ihrer Lizenzgeber
TRADEGATE® ist eine eingetragene Marke der Tradegate AG
Kurse in EUR; Fremdwährungsanleihen in der jeweiligen Währung
Zeitangaben in CEST (UTC+2)

Top 5 Umsatz
Letzte Aktualisierung:
24.06.2025 @ 22:00:00