EZB: Euroraum-Industrie verliert Jobs durch Wettbewerb aus China
06.08.2025 / 11:12 Uhr
Von Paul Hannon
DOW JONES--Der zunehmende Wettbewerb durch chinesische Hersteller hat in den vergangenen Jahren zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten in der Eurozone geführt. Diese Bedrohung dürfte sich noch verschärfen, da höhere US-Zölle chinesische Unternehmen zwingen, sich anderswo nach Kunden umzusehen, wie es in einem von der Europäischen Zentralbank veröffentlichten Bericht heißt. Ökonomen der Zentralbank sagen, dass zwischen 2015 und 2022 rund 240.000 Arbeitsplätze entweder "weggefallen" oder in weniger exponierte Sektoren verlagert worden seien - als Folge des Wettbewerbs durch chinesische Hersteller.
Die Ökonomen hoben die Automobil- und Chemieindustrie als diejenigen hervor, die dem zunehmenden Wettbewerb durch chinesische Konkurrenten am stärksten ausgesetzt seien. In der ersteren seien die veröffentlichten Stellenangebote zwischen 2019 und 2024 um 55 Prozent gesunken, während der Rückgang in der letzteren 95 Prozent betragen habe. In Sektoren, die nicht vom chinesischen Wettbewerb betroffen seien, seien die veröffentlichten Stellenangebote "relativ stabil" geblieben.
Dieser Wettbewerb dürfte nach der starken Anhebung der US-Zölle auf Importe aus China noch härter werden. Diese werden wahrscheinlich die Verkäufe in die weltgrößte Volkswirtschaft reduzieren und chinesische Unternehmen dazu veranlassen, durch Preissenkungen andernorts mehr Kunden zu gewinnen. "Nach den Ankündigungen der Trump-Regierung über höhere US-Zölle auf chinesische Waren könnten chinesische Exporteure expandieren oder neue Märkte anderswo suchen und den Handel zunehmend nach Europa umleiten", schrieben die Ökonomen der EZB. "Diese Handelsumlenkung könnte die Durchdringung der Märkte der Eurozone mit Importen aus China verstärken und die Produzenten herausfordern."
Die EZB teilte mit, dass der Fahrzeug- und der Chemiesektor in den fünf Jahren bis 2024 den größten Anstieg der Importe aus China verzeichnet hätten, mit Zuwächsen von 150 Prozent bzw. 140 Prozent. Aber auch die Importe von Papier und Druckerzeugnissen sowie von elektrischen Geräten seien stark gestiegen. "Sektoren, die dem Wettbewerb aus China besonders ausgesetzt sind, beschäftigten 29 Millionen Arbeitnehmer, was im Jahr 2024 etwa 27 Prozent der Gesamtbeschäftigung in der Eurozone ausmachte", so die EZB.
Trotz der Bedrohung für Arbeitsplätze durch den chinesischen Wettbewerb ist die Arbeitslosigkeit in der Eurozone in den vergangenen Jahren auf historisch niedrigem Niveau geblieben. Im Juni entsprach die Arbeitslosenquote den dritten Monat in Folge einem Rekordtief von 6,2 Prozent, während die Zahl der Erwerbstätigen im ersten Quartal um 0,2 Prozent stieg. Dennoch äußerten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union bei einem Treffen mit chinesischen Vertretern in Brüssel im vergangenen Monat ihre Frustration über eine ihrer Ansicht nach Flut von billigen chinesischen Produkten auf den Weltmärkten.
Die EU-Vertreter sagten, sie würden die europäischen Handelsinteressen verteidigen und warnten, sie könnten den Marktzugang chinesischer Unternehmen beschränken, wenn Peking nicht auf die Bedenken des Blocks eingehe.
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