MÄRKTE EUROPA/Anfangsfreude über Zollabkommen folgt Katerstimmung

28.07.2025 / 18:23 Uhr

DOW JONES--Die Freude über das am Wochenende zwischen der EU und den USA erzielte Rahmen-Handelsabkommen hat am Montag an den Börsen nur kurz gewährt. Nach bereits eher nur moderaten Anfangsgewinnen rutschten die Kurse im Tagesverlauf immer weiter ab. Nachdem sich beide Seiten auf einen pauschalen Zollsatz von 15 Prozent auf EU-Importe in die USA geeinigt hatten, fehlte von Euphorie jede Spur - obwohl zuletzt ein Zoll von 30 Prozent gedroht hatte.

Im Handel hieß es dennoch, der Deal sei zu negativ für Europa. Manche Beobachter wiesen aber auch darauf hin, dass sich die Börsen zuletzt auch trotz immer neuer und höherer Zolldrohungen Trumps gut gehalten hätten.

Nach schon nur moderaten Anfangsgewinnen schloss der DAX 1,1 Prozent niedriger mit 23.970 Punkten. Der weniger exportlastige Euro-Stoxx-50 hielt sich mit einem Minus von 0,3 Prozent besser. Der Euro gab deutlich nach auf 1,1620 Dollar. Die US-Zölle dürften die Inflation in den USA in die Höhe treiben und die Inflation in der Eurozone senken, was zu einer Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar führen dürfte, kommentierten die Analysten von Barclays. Die Inflationsaussichten erhöhten die Möglichkeit, dass die EZB die Zinssätze stärker als derzeit erwartet senke, während die US-Notenbank sich zurückhalten könnte.

"Schlechter hätte man nicht verhandeln können", befand ein Aktienhändler. EU-Chefin von der Leyen sei auf die Tricks der Amerikaner hereingefallen, vor allem die jüngste Drohung von 30-prozentigen Zöllen. Nun sei man mit 15 Prozent zufrieden - was aber immer noch einem extremen Kostenanstieg gegenüber den alten Verhältnissen entspreche. Laut den Marktexperten von JP Morgan lagen vor dem von US-Präsident Trump angezettelten Handelskrieg die US-Importzölle bei rund 2,3 Prozent.

Für Verunsicherung sorge zudem, dass viele Details noch nicht ausformuliert worden sei, hieß es im Handel weiter. Nichts sei bislang auf Papier fixiert, sagte Ökonom Carsten Brzeski von der ING: "Die nächsten Stunden und Tage bringen hoffentlich mehr Klarheit. Bis dahin muss jede Einschätzung mit einem Körnchen Salz gewertet werden". Zwar dürften sich die unmittelbaren Auswirkungen des "Deals" nach Einschätzung der DZ Bank für die Wirtschaft der EU insgesamt in Grenzen halten. Die Exportnation Deutschland werde aber einmal mehr mit am stärksten betroffen sein.

Autoaktien unter Druck

Keinen guten Tag erwischten Autoaktien, obwohl der Zollsatz auf Autos nun von 27,5 auf 15 Prozent sinken dürfte. Nach Einschätzung von Barclays dürfte der neue Zollsatz in den Konsensschätzungen aber bereits weitgehend enthalten sein. Daher seien keine nennenswerten positiven Aufwärtsrevisionen bei den Schätzungen zu erwarten. BMW verloren 3,3, Mercedes-Benz 3,2 und VW 3,6 Prozent. Der Stoxx-Index der Autoaktien fiel um 1,8 Prozent.

Für eine positive Überraschung im Automobilsektor sorgten die Geschäftszahlen des französischen Autozulieferers Forvia. Zudem wurde der Jahresausblick bestätigt. "Das passt ja gar nicht zu der Flut von Gewinnwarnungen aus dem Autosektor vom Freitag", sagte ein Händler. Die Aktie sprang um 14,7 Prozent nach oben.

Stahlwerte wurden verkauft. Stahl- und Aluminiumimporte werden weiterhin mit Zöllen von 50 Prozent belegt. Ob es hier noch zu Verbesserungen kommt, bleibt abzuwarten. Salzgitter verloren 1,2 Prozent und Thyssenkrupp 3,9 Prozent. Arcelormittal schlossen gut behauptet.

Auch Rüstungsaktien wurden abgegeben. Als Teil des Abkommens wird die EU in den kommenden Jahren in erheblichem Ausmaß US-Rüstungsgüter kaufen. Rheinmetall verloren 3,3 und Hensoldt 5,7 Prozent. Renk rutschten um 5,1 Prozent ab. In Paris erwischte es Thales mit einem Abschlag von 4,3 Prozent.

Besser erging es Aktien aus der Halbleiterbranche mit dem neuen Zollsatz: Infineon gewannen 1,4 Prozent, für Aixtron ging es 2,5 Prozent nach oben. STMicro legten 2,7 Prozent zu.

MFE erhöht Offerte für Prosieben

Prosieben sprangen um 11,7 Prozent an, nachdem die italienische Medienholding MFE ihr Übernahmeangebot erhöhte. Sie bietet jetzt weiter 4,48 Euro je Prosieben-Aktie und dazu aber nun 1,3 MFE-Aktien. Bislang lag die Aktienkomponente bei 0,4-Aktien.

Bei Nordex kamen die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal gut an. Die Citi-Analysten gehen gleichwohl nur von begrenzten Änderungen der Konsenserwartungen für das Geschäftsjahr aus. Die Aktie schloss mit dem negativen Gesamtmarkt 3,0 Prozent niedriger.

Beim Brauereikonzern Heineken ging das Absatzvolumen stärker als erwartet zurück. Die Aktie verlor 8,5 Prozent.

 
 
Index                    Schluss  Entwicklung in %  Seit Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50           5.337,58             -0,3%               +9,3% 
Stoxx-50                4.512,46             +0,0%               +4,7% 
Stoxx-600                 548,76             -0,2%               +8,3% 
XETRA-DAX              23.970,36             -1,0%              +21,6% 
CAC-40 Paris            7.800,88             -0,4%               +6,1% 
AEX Amsterdam             908,04             +0,3%               +3,0% 
ATHEX-20 Athen          4.892,76             -1,0%              +38,4% 
BEL-20 Bruessel         4.594,12             -0,3%               +8,1% 
BUX Budapest          101.306,73             -0,1%              +27,8% 
OMXH-25 Helsinki        4.917,92             -0,5%              +14,6% 
OMXC-20 Kopenhagen      1.799,34             -0,3%              -14,1% 
PSI 20 Lissabon         7.672,94             -0,4%              +20,8% 
IBEX-35 Madrid         14.220,20             -0,1%              +22,8% 
FTSE-MIB Mailand       40.732,34              0,0%              +19,1% 
OBX Oslo                1.540,34             +0,7%              +15,1% 
PX  Prag                2.220,83             +0,5%              +25,5% 
OMXS-30 Stockholm       2.589,49             -0,6%               +5,0% 
WIG-20 Warschau         2.906,60             -1,9%              +35,2% 
ATX Wien                4.558,93             -0,4%              +24,9% 
SMI Zuerich            11.914,95             -0,3%               +3,1% 
*bezogen auf Vortagesschluss 
 
 
DEVISEN                 zuletzt        +/- %        0:00  Fr, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                  1,1608        -1,3%      1,1762         1,1733  +13,6% 
EUR/JPY                  172,37        -0,8%      173,71         173,29   +6,6% 
EUR/CHF                  0,9319        -0,4%      0,9358         0,9348   -0,3% 
EUR/GBP                  0,8674        -0,9%      0,8752         0,8735   +5,8% 
USD/JPY                  148,50        +0,5%      147,69         147,70   -6,1% 
GBP/USD                  1,3382        -0,4%      1,3441         1,3431   +7,4% 
USD/CNY                  7,1581        +0,1%      7,1481         7,1471   -0,8% 
USD/CNH                  7,1821        +0,2%      7,1643         7,1673   -2,3% 
AUS/USD                  0,6516        -0,9%      0,6573         0,6557   +6,2% 
Bitcoin/USD          118.094,35        -1,0%  119.287,55     115.368,50  +26,1% 
 
ROHÖL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 66,53        65,16       +2,1%           1,37   -9,5% 
Brent/ICE                 69,81        68,44       +2,0%           1,37   -9,7% 
 
 
METALLE                 zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold                   3.312,56     3.336,81       -0,7%         -24,26  +27,2% 
Silber                    32,86        32,45       +1,3%           0,41  +16,3% 
Platin                 1.203,61     1.195,14       +0,7%           8,47  +36,5% 
Kupfer                     5,63         5,76       -2,3%          -0,13  +42,6% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
(Angaben ohne Gewähr) 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/gos

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July 28, 2025 12:22 ET (16:22 GMT)

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