Selenskyj sieht Ukraine wegen Friedensplan vor großer Herausforderung
21.11.2025 / 19:04 Uhr
Von Ian Lovett, Alexander Ward und Lara Seligman
DOW JONES--Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht sein Land vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte, nachdem die US-Regierung einen Friedensplan entworfen hat. "Dies ist einer der schwierigsten Momente in unserer Geschichte", sagte er am Freitag in einer Videoansprache. "Die Ukraine steht jetzt möglicherweise vor einer sehr schwierigen Wahl. Entweder Verlust der Würde oder das Risiko, einen wichtigen Partner zu verlieren." US-Präsident Donald Trump fordert, dass die Ukraine bis Thanksgiving ein umfassendes US-Abkommen zur Beendigung des vierjährigen Krieges akzeptiere. Damit gibt er Kiew weniger als eine Woche Zeit, um zu entscheiden, ob es einem Plan zustimmt, der Russland große Zugeständnisse machen würde.
"Wir denken, dass Donnerstag ein angemessener Zeitpunkt ist", sagte Trump zu Brian Kilmeade von Fox News Radio auf die Frage, ob er der Ukraine eine Frist gesetzt habe. "Uns geht es nur um eine Sache. Wir wollen, dass das Töten aufhört." Trump deutete an, er könne die Frist verlängern, "wenn die Dinge gut laufen"
Druck auf Selenskyj wächst
Der erneute Druck der USA auf Selenskyj kommt zu einem Zeitpunkt, da er in der Ukraine unter politischem Druck steht und auf an der Front weitere Rückschläge hinnehmen muss. Ein Korruptionsskandal hat Mitglieder seines Kabinetts und andere politische Verbündete in die Enge getrieben, und Vertreter seiner eigenen Partei fordern größere Veränderungen in der Regierung, einschließlich der Absetzung von Selenskyjs rechter Hand. Die russischen Streitkräfte rücken weiter in der Ostukraine vor, während Moskaus Angriffe auf die ukrainischen Energieinfrastruktur dazu geführt hatte, dass ein Großteil des Landes nur noch wenige Stunden am Tag mit Strom versorgt wird.
Der 28 Punkte umfassende Plan sieht unter anderem territoriale Zugeständnisse der Ukraine vor. Demnach soll die Ukraine endgültig auf die Krim, aber auch auf die Regionen Donezk und Luhansk im Osten verzichten. Die beiden teilweise von Russland kontrollierten Regionen Cherson und Saporischschja im Süden der Ukraine würden dem Plan zufolge entsprechend dem aktuellen Frontverlauf aufgeteilt. Zudem soll die Ukraine auf einen Beitritt zur Nato verzichten und die Größe seines Heers auf 600.000 Mann beschränkt lassen. Auch sieht der Plan vor, dass das Atomkraftwerk Saporischschja der Internationalen Atomenergiebehörde unterstellt wird. Der Strom aus dem Atomkraftwerk soll dann in gleichen Teilen zwischen der Ukraine und Russland aufgeteilt werden.
Zugeständnisse an Putin
Insgesamt gehen die in dem Plan genannten Punkte auf viele der langjährigen Forderungen Putins zur Beendigung des Krieges ein. Die gebotenen Anreize für die Ukraine sind weitaus begrenzter und spiegeln wider, dass Trump einer Beendigung des Krieges Vorrang einräumt. Viele der genannten Punkte des Weißen Hauses stehen stark im Widerspruch zu den seit langem bestehenden ukrainischen Positionen, dass einige Analysten den Plan als untauglich für Verhandlungen einstufen.
Zusätzlich zu dem 28-Punkte-Plan enthält ein separates US-Dokument Sicherheitsgarantien, die das Weiße Haus der Ukraine für den Fall anbieten will, dass Russland den Krieg wieder aufnimmt, darunter "nachrichtendienstliche und logistische Unterstützung" oder "andere Schritte, die nach Konsultationen mit den Verbündeten für angemessen gehalten werden". Das Dokument verpflichtet die USA aber zu direkter militärischer Unterstützung, wie eine vom Wall Street Journal eingesehene Kopie des Dokuments zeigt. Die Garantien würden für 10 Jahre gelten und könnten verlängert werden.
Sollte der Friedensplan angenommen werden, soll iRussland wieder in die Weltwirtschaft integriert werden und die Sanktionen von Fall zu Fall aufgehoben werden. Zudem soll Russland in die G8 zurückkehren. Der 28-Punkte-Plan sieht auch vor, dass Washington und Moskau bei Künstlicher Intelligenz, Datenzentren, Energiegeschäften und dem Abbau seltener Erden in der Arktis zusammenarbeiten.
"Dieser Plan wurde ausgearbeitet, um die Realitäten der Situation nach vier Jahren eines verheerenden Krieges widerzuspiegeln und das beste Win-Win-Szenario zu finden, bei dem beide Parteien mehr gewinnen als sie geben müssen", sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, in einer Erklärung. US-Beamte erklärten, sie würden die Bedingungen des Abkommens sorgfältig mit Kiew abstimmen.
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