EU plant Zoll von 50% auf Stahlimporte über einer bestimmten Quote
07.10.2025 / 18:21 Uhr
Von Edith Hancock und Mauro Orru
DOW JONES--Die Handelsvertreter der Europäischen Union (EU) haben einen Zollsatz von 50 Prozent auf Stahlimporte vorgeschlagen, die eine bestimmte Quote übersteigen. Mit dieser Maßnahme will die EU ihren angeschlagenen Stahlsektor vor Überkapazitäten schützen.
Die Europäische Kommission erklärte, die Stahlindustrie der EU stehe unter erheblichem Druck durch Überkapazitäten, die sich ihren Schätzungen zufolge auf mehr als das Fünffache des jährlichen Stahlverbrauchs der Union belaufen dürften. Wachsende Überkapazitäten, steigende Stahlimporte und Zölle aus anderen Ländern verschärften die Herausforderungen für den Sektor, sagten Vertreter der EU.
Im Rahmen dieser Pläne will die Kommission die zollfreien Stahlimportmengen um fast die Hälfte auf 18,3 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren. Importe, die diese Quote überschreiten, würden mit einer Abgabe von 50 Prozent belegt. Das wäre doppelt so viel wie der derzeit in der EU geltende Zollsatz. Der Plan sieht außerdem vor, dass Exporteure angeben müssen, wo die Schmelzung und das Gießen zur Stahlherstellung stattgefunden haben. Dadurch soll die Rückverfolgung der Importe erleichtert werden.
"Die weltweite Überkapazität schadet unserer Branche", sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. "Wir müssen jetzt handeln."
Dieser Vorschlag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem immer mehr Länder Zölle als Mittel zum Schutz ihrer heimischen Industrie einsetzen. So haben die USA Anfang dieses Jahres einen Zoll von 50 Prozent auf fast alle Stahlimporte und Produkte aus Stahl verhängt. Auch Kanada hat die Zölle auf Stahl aus dem Ausland erhöht.
Von den EU-Zöllen nicht betroffen sind Stahlexporte aus Norwegen, Island und Liechtenstein, da diese Länder eng in den EU-Binnenmarkt integriert sind. Die Schweiz und das Vereinigte Königreich wären von den Änderungen jedoch betroffen. Wie ein hochrangiger EU-Beamter am Dienstag mitteilte, gehörten China, Vietnam, Indien, die Türkei und das Vereinigte Königreich im vergangenen Jahr zu den größten Stahlexporteuren in die EU.
Durch die Senkung ihrer zollfreien Einfuhrquote und die Erhöhung der Zölle auf Importe, die diese Quote übersteigen, will die EU ihre Stahlindustrie stützen. Laut Angaben der Union hat diese seit 2007 rund 65 Millionen Tonnen an Kapazität verloren. Der Sektor beschäftigt direkt rund 300.000 Menschen und in mehr als 20 EU-Mitgliedstaaten befinden sich Stahlwerke.
"Eine industrielle Zukunft für Europa ist ohne eine dynamische und widerstandsfähige Stahlindustrie nicht möglich", sagte Stephane Sejourne, Vizepräsident der EU-Kommission für Wohlstand und Industriestrategie. "Dieser Vorschlag ist der erste Schritt, damit unsere Industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnt."
EU-Vertreter erklärten, dass die Pläne, die noch vom Europäischen Parlament und vom Rat genehmigt werden müssen, vollständig mit den Vorschriften der Welthandelsorganisation vereinbar sind.
Die Kommission erklärte, sie werde sich um Gespräche mit Handelspartnern bemühen, um möglicherweise länderspezifische Kontingente anzubieten. Maros Sefcovic, der EU-Kommissar für Handel und wirtschaftliche Sicherheit, plant, im Laufe der Woche während des Globalen Forums zu Stahlüberkapazitäten am Rande des Treffens der G-20-Handels- und Investitionsminister in Südafrika mit Partnern zu sprechen.
"Im Handel der EU geht es um fairen, regelbasierten Wettbewerb, und diese Maßnahme wird unserer Stahlindustrie helfen, angesichts der weltweit zunehmenden Überkapazitäten fair zu konkurrieren", sagte Sefcovic. "Letztendlich bleibt die EU entschlossen, mit allen willigen Partnern zusammenzuarbeiten, um eine gemeinsame Antwort auf die Herausforderung der weltweiten Überkapazitäten zu finden."
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